Es war wieder soweit und das 19. NOAF Festival in Wörrstadt ging an den Start. Leider mussten Saxon absagen, doch Sie haben schon zugesagt für das kommende Jahr. So schauten wir also uns auf dem Gelände um und stellten fest alles an seinem Platz wie die letzten Jahre, genauso wie die Sonne und die warmnen Temperaturen.
Da ich es nicht pünktlich zum Anpfiff geschafft habe, habe ich die erste Band Leyka verpasst und bin zur zweiten Band eingestiegen.
Traitor überzeugen mit ihrer energischen und druckvollen Liveshow, die sich durch eine gute Mischung aus Aggressivität und eingängigen Refrains auszeichnet, die an Bands wie Kreatur und Assassin erinnern. Sänger Andreas Mozer wird für seine reife, aber immer noch „garstige“ Stimme gelobt, während die Band als Einheit überzeugende Spielfreude und eine ausgefeilte Abmischung präsentiert, die besonders auf Alben wie „Exiled To The Surface“ gut zur Geltung kommt. Traitor spielen kraftvoll und druckvoll, was für eine mitreißende Atmosphäre sorgt. Trotz der Aggressivität schafft die Band es, Songs mit einprägsamen und „brüllbaren“ Refrains zu gestalten. Die Band demonstriert unbändige Spielfreude, was sich positiv auf die Bühnenpräsenz auswirkt.

Ein High Five für den bestgelaunten Auftritt an diesem Freitag auf dem NOAF Infield vergebe ich an dieser Stelle an die Rampensau Julian Larre von Lacrimas Profundere. Der Finne mit der tiefen Metal-Voice rockt mit Leidenschaft seit 2018 bei dem runderneuerten Quartett. Mit einem melodischen Donnergrollen beginnt das Set: „Unseen“. Auf Goth Metalcore folgt das düstertraurige „My Release In Pain“ im Him-Stil und weiter geht der 40 minütige wilde Ritt durch die Dark Metal-Landschaft. Nicht auf der Bühne reist Julian ab, nein er geht auch ins Publikum und feiert mit ihnen oder posiert mit den kleinen Fans am Geländer vom Fotograben.

Die Hessen von April Art mit Frontfrau Lisa-Marie besitzen einen kleinen Derwisch, einen Springinsfeld, einen auf Speed agierenden Pumuckl, der den kompletten Gig völlig durchdrehend die Leute von der ersten Sekunde mitnimmt. Dazu lachen die übrigen Bandmitglieder die ganze Zeit und genießen einfach das, was sie tun. Natürlich lag der Fokus auf dem im Oktober veröffentlichten Album „Rodeo“ und da saß jeder Song so perfekt, wie früher die Rechte von Henry Maske. Aber auch etwas ältere Songs wie „
Sky is the Limit“ oder „
Break the Silence“, mit denen die Band noch nicht DEN Erfolg hatte, der ihnen jetzt berechtigterweise anheim wird, wurden vom völlig begeisterten Publikum aufgesaugt wie verschütteter Kaffee von einem Küchenschwamm. Trotz des begrenzten Bewegungsradius auf der Bühne war die Truppe ständig in Bewegung und verschnaufte erst, als sie eine schöne Akustik-Version von „Sorry“ zum Besten gaben. So ist das wenn man eine Rock-Sport-Band ist.
Die Samurai Pizza Cats haben sich einen ganz eigenen Stil erarbeitet, der allerdings gewisse Parallelen zu Electric Callboy nicht leugnen kann, was nicht zuletzt daran liegt, dass DANSKIMO bei beiden Bands an der Gitarre steht. Aber genau das trifft offenbar den Nerv der Fans: Electric Callboy sind mittlerweile so erfolgreich, dass sie für manche vielleicht schon „too big“ wirken und da kommt eine Band mit ähnlicher Energie und frischem Drive gerade recht. Und sie unterstreicht einmal mehr, wie lebendig und beliebt dieses Genre gerade ist. Passend zur aktuellen Single „Super Zero“ zeigten die vier Jungs aus Castrop-Rauxel, dass es keine Superkräfte braucht, um Großes auf der Bühne zu leisten. Im Vorfeld wurde angekündigt: „Jeder Fan, der als Superheld verkleidet kommt, darf sich auf eine besondere Überraschung freuen.“ Was das genau war, ist uns leider entgangen.

„We are Phil Campbell and the Bastard Sons, are there any Motörhead Fans? We Kick your Ass and we play Songs from Mötorhead the hole Set“. das waren die Worte von Phil Campbell zu beginn des Gigs. Wie könnte man das Jubiläum der ewigen Rock-Götter auch gebührender feiern, als ihre Musik noch einmal live auf der Bühne erklingen zu lassen. Schallernde Gitarren, gespielt von PHIL CAMPBELL (ehemals MOTÖRHEAD), ein tiefer Bass, Schlagzeug und eine rockig-rotzige Stimme — so wie es sich für die legendären Hymnen aus der Feder vom 2015 verstorbenen LEMMY KILMISTER gehört. Starker Auftritt von allen an diesem Abend.

Nun sollte eigentlich Saxon als Headliner kommen aber da Riff an Krebs erkrankt ist und erstmal seine Chemo Therapie machen muss, haben Sie den Auftritt um ein Jahr nach hinten verschoben. Für Saxon hat das NOAF einen anderen Headliner aus dem Hut gezaubert, und es waren keine geringeren als Dirkschneider. Dirkschneider sind gerade unterwegs auf Tour um das Album „Balls to the Walls“ zu dessen 40 jährigem Jubiläum zu präsentieren. Mit 3 Klassikern ging es in den Gig um dann das Album komplett zu spielen, was die Fans feierten bis zum nächsten Morgen. Ein gelungener Freitag der von einem Samstag nur noch übertroffen werden kann.