Melancholisches Konzert von Katatonia, Evergrey und Klogr in der Batschkapp

An diesem Dezemberabend herrschte in der Frankfurter Batschkapp jene besondere Mischung aus Vorfreude und innerer Anspannung, die nur Konzerte versprechen, die mehr sind als bloße Musikdarbietungen. Mit Katatonia als Headliner, flankiert von Evergrey und Klogr, stand ein Dreierpaket auf dem Programm, das zwischen introspektiver Düsternis und progressiver Wucht kaum Wünsche offenließ.

Klogr: Kultiges Künstlerkollektiv mit fluktuierender Besetzung

Den Auftakt machten die Italiener Klogr (englische Aussprache: Kay-Log-Are), die seit 2011 als musikalisches Kollektiv mit ständig wechselnder Besetzung zwischen Alternative und Progressive Metal unterwegs sind. Frontmann der Band ist Gabriele „Rusty“ Rustichelli, der mit seinem geschorenen Schädel, seinem weißen Rauschebart und seiner winzigen, tiefschwarzen Sonnenbrille eigenwillig und charismatisch auftritt, und dabei ein wenig an den Superschurken Hugo Strange aus den DC Comics erinnert. Passend dazu wurde er während der Show zumeist mit einem Spot von unten angeleuchtet, was ihm eine diabolische Aura verlieh.

Ende Oktober 2025 veröffentlichten Klogr das Doppelalbum „Reborn“ mit 15 Songs aus ihrer gesamten Diskografie, die die Band frisch arrangiert und neu aufgenommen hat. Als nach dem Intro der Opener „Face the Unknown“ aus den Boxen tönte, war die Batschkapp noch spärlich besucht. Erfreulicherweise füllte sich der Saal aber im Laufe der ersten paar Songs merklich, denn die Performance von Klogr war durchaus sehenswert.

Weiter ging es mit „Hysterical Blindness“, „White Eyes“, „Bleeding“ und „Green Star“. Während sich auf den Videobildschirmen groteske Gestalten verbogen, die direkt aus einem Horrorfilm stammen könnten, legten sich Rusty und der Rest der Band ordentlich ins Zeug, um das Publikum auf den weiteren Abend einzustimmen. „Hell of Income“ und „Vultures Feast“ bildeten den Abschluss des kurzen Sets.

Evergrey: Schwedisches Melodram mit Tiefgang

Als Evergrey die Bühne betraten, änderte sich die Atmosphäre spürbar. Die in den 1990er Jahren in Göteborg gegründete Band um Sänger und Gitarrist Tom S. Englund ist seit jeher ein Meister darin, schwere Themen mit hymnischer Größe zu verbinden. Auch in Frankfurt setzten sie ihren typischen Mix aus Progressive Metal, melodischen Refrains und theatralischer Intensität gekonnt in Szene.

Die Band präsentierte sich äußerst spielfreudig. Los ging es mit „A Silent Arc“, gefolgt von „King of Errors“ und „Distance“. Nach diesen Klassikern war es dann an der Zeit für frischeres Material: Auf „Where August Mourns“ aus dem Jahr 2021 folgten „Cold Dreams“ und das hymnische „Falling from the Sun“ vom 2024er-Album „Theories of Emptiness“.

Evergrey waren unfassbar tight und präsent. Bassist Johan Niemann headbangte vom ersten Song an durchgehend, wenn er nicht gerade die Backing Vocals beisteuerte. Drummer Simen Sandnes hielt es kaum auf seinem Hocker; immer wieder spielte er im Stehen, riss die Arme nach oben und ließ seine Haare fliegen. Und die virtuosen Gitarrensoli von Stephen Platt waren glasklar und präzise.

Den Höhepunkt und gleichzeitig das Finale dieser furiosen Show bildete die brandneue Single „OXYGEN!“. Die Frankfurter Fans dankten es mit lautstarker Anteilnahme und einer jener seltenen Stimmungen, in denen ein Support-Act den Raum bereits so auflädt, dass der Abend kippen könnte.

Katatonia: Die stille Erhabenheit des Schmerzes

Das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten. Und wer Evergrey als Support mit auf Tour nimmt, der muss sich selbst ganz schön langmachen, um nicht zu verblassen. Das dürfte auch Katatonia bewusst gewesen sein.

Die Band gibt sich musikalisch meist zurückhaltend, still und schwermütig. Fans können die Luftgitarre getrost zu Hause lassen, und die Stimmbänder werden geschont, weil es keine hymnischen Refrains zum Mitgrölen gibt. Stattdessen lässt man sich bei Katatonia rücklings und mit geschlossenen Augen in einen dicken Teppich aus melancholischem Klanggeflecht fallen.

Wenn Pink Floyd Heavy Metal spielen würden, dann klängen sie vielleicht so ähnlich wie Katatonia. Doch an diesem Abend hielt die Band den Spannungsbogen gekonnt aufrecht und präsentierte ein Set, das erfreulich heavy war.

„Thrice“ und „The Liquid Eye“ vom neuen Album „Nightmares as Extensions of the Waking State“ bildeten zusammen mit „Soil’s Song“ den Auftakt zu einem denkwürdigen Abend. Weiter ging es mit „Austerity“ vom 2023er-Album „Sky Void of Stars“. Mit „Rein“, „Leaders“, „Dead Letters“ und „Nephilim“ folgte sodann älteres Material, ehe es mit „Wind of no Change“ wieder in die Neuzeit ging.

2025 präsentiert sich die Band im veränderten Line-up: Neben Sänger Jonas Renkse, Bassist Niklas Sandin und Drummer Daniel Moilanen standen die neuen Gitarristen Nico Elgstrand (ex-Entombed) und Sebastian Svalland (ex-In Mourning) auf der Bühne. Die Band spielte mit stoischer Präzision. Renkse sang klar, verletzlich und doch kraftvoll genug, um die gesamte Halle in seinen Bann zu ziehen.

Die reduzierte Licht- und Bühnenästhetik erschwerte zwar die Fotografie, verstärkte die Wirkung der Songs aber zusätzlich. In Momenten wie bei „Old Heart Falls“ schien die Zeit stillzustehen und alle Anwesenden hielten gemeinsam kurz inne.

Fazit

Dieser Abend zeigte drei Facetten des modernen Metal: Klogr mit aggressiver Frische, Evergrey mit melodramatischer Größe und Katatonia als Meister der leisen, tief unter die Haut gehenden Emotionen. Die Batschkapp bot den idealen Rahmen für diese musikalische Trilogie, die sich nicht auf Effekthascherei verließ, sondern auf Stimmung, Atmosphäre und handwerkliche Klasse setzte. Ein Konzert, das nicht laut endete, sondern lange nachhallte.

Bilder von Katatonia gibt es hier: https://rock-konzert-magazin.com/katatonia/

Bilder von Evergreen gibt e hier: https://rock-konzert-magazin.com/evergrey/

Bilder von Klogr gibt es hier: https://rock-konzert-magazin.com/klogr/