Tag 3 läutete ich (nicht ganz freiwillig) mit Blind Channel auf der Faster Stage ein. Das Wetter meinte es besser mit uns, als die beiden heißen Tage zuvor, so dass man entspannter von Bühne zu Bühne eilen konnte.
Nun, was Blind Channel angeht, so ist es musikalisch wirklich nicht das, was mein Metaller Herz erfreut. Es handelt sich um eine finnische Band, die ihr Land beim Eurovision Song Contest 2021 im niederländischen Rotterdam vertrat.
Die Show war allerdings aller ehrenwert, und ich hatte zu so früher Morgenstunde echte Probleme, den Jungs mit der Kamera zu folgen.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich vor dem Konzert noch nichts von Crypta gehört hatte, mich aber durch das Bandfoto animiert sah, mir die Frauenband auf der Headbanger Stage anzuschauen. Dort stellte ich dann schnell fest, dass ich die Bassistin/Sängerin Fernanda Lira bereits mit Nervosa gesehen hatte und wusste, dass die Brasilianerin eine geile Show macht… Was die Bilder beweisen.
Kissin‘ Dynamite nach Crypta waren schon fast ein Kulturschock für mich. Nach derben Death Metal, die radiotaugliche Mucke der süddeutschen Combo. Die Songs sind einfach partytauglich und machen gute Laune und allerbeste Stimmung. Und dass die Band eine geile Live Show runterreißt, ist bekannt. Von daher war auf der Harder Stage alles bestens.
Die Franken von Freedom Call spielten um 14 Uhr auf der Headbanger Stage. Irgendwie habe ich die Band schon bedeutend agiler erlebt, was aber nicht zuletzt an den tödlich heißen Temperaturen gelegen haben konnte. Sänger/Gitarrist Chris Bay war noch der Umtriebisgte des Vierers. Alles in allem aber ein gewohnt guter Auftritt der Nürnberger.
Sascha Paeth ist ein Arbeitstier, der anscheinend Angst hat vor Langeweile. Neben seinem Job als Produzent, ist er ja auch noch als Gitarrist tätig. Zum einen bei Avantasia, die am Mittwoch bereits gespielt hatten, und neuerdings mit seinem eigenen Projekt Masters Of Ceremony.
Wenn man es genauer betrachtet, sind alle weiteren Bandmitglieder, ausgenommen Keyboarder Corvin Bahn, ebenfalls aus dem Avantasia Stall.
Die Mucke von Masters Of Ceremony ist allerdings schwerfälliger und härter als das, was die Herrschaften bei Avantasia spielen und so sind auch Vergleiche mit Tobias Sammet’s Projekt unangebracht.
Ein solider Auftritt, bei dem mir etwas Action auf der Bühne gefehlt hat.
Clutch sind musikalisch so gar nicht mein Ding, und ich hatte auch nicht geplant, die Band zu fotografieren. Kollege Stefan Haarmann allerdings meinte, dass ich die Band UNBEDINGT ablichten müsse. Gut, habe ich gemacht; was meine Einstellung zu der Musik von Clutch angeht, hat sich allerdings bei mir nichts verändert.
Stratovarius habe ich das letzte Mal vor 11 Jahren, am 08.04.2011 in der Oberhausener Turbinenhalle gesehen und fotografiert. Damals saß noch Jörg Michael hinter der Schießbude. Wurde also Zeit festzustellen, wie sich die Finnen über die Jahre gehalten haben.
Und sie haben sich sehr gut gehalten: besonders Sänger Timo Kotipelto überzeugte mit sagenhaft gutem Gesang, und der Rest der Band ist vielleicht etwas ergraut, aber in bester Kondition.
War toll, die Band wieder on Stage erlebt zu haben.
Das ist mir auch noch nicht passiert: nach Stratovarius musste ich die Beine in die Hand nehmen, um von der Louder Stage zur Wackinger Stage zu kommen, wo Nytt Land auf meinem Plan standen. Ich ging direkt in den Fotograben, und machte meine Kameras klar. Immer mit dem Rücken zur Bühne. Ich wunderte mich dann allerdings, dass im Publikum immer mehr die Farbe grün überhand nahm. Dazu Schirmkappen….
Als ich mich dann umdrehte, und das Backdrop des nächsten Acts sah, war ich extrem verwirrt: The O’Reillys And The Paddyhats?!?!?
Nytt Land hatten (ich denke) aus Corona Gründen absagen müssen. Die O’Reillys And The Paddyhats hatte ich 2020 in einem Standkorbkonzert gesehen, wo ich ziemlich weit von der Bühne entfernt fotografieren durfte. Not zur Tugend gemacht und die irische Einstellung rausgeholt… Und was soll ich sagen: klasse Konzert mit jeder Menge Action auf der Bühne.
Lucifer standen ursprünglich nicht auf meinem Plan; aber erneut meinte Kollege Stefan Haarmann, dass ich mir diese „Supergroup“ unbedingt geben müsse. Ein Fehler war es nicht, sich die schwedisch/deutsche Kooperation um Frontfrau Johanna Sadonis, die übrigens einziges Originalmitglied ist, reinzutun, wobei Johanna, seien wir mal ehrlich, nicht nur der optische Dreh und Angelpunkt der Band ist. Die anderen Bandmitglieder hätten für meinen Geschmack etwas mehr Action auf die Bühne bringen können. Musikalisch ist die in den Siebzigern/Achtzigern verwurzelte Mucke nicht übel und hat auch die Fans vor der W:E:T Stage mitgenommen.
Peter Tägtgren stand mit seiner Band Hypocrisy um 18:00 Uhr auf der Faster Stage. Ich hatte die Band 2019 als Support von Amon Amarth gesehen und damals war auf Grund reduzierten Lichtes und Unmengen Nebel sehr schlecht zu fotografieren. In Wacken war es noch hell und recht windig, so dass der Nebel kaum eine Rolle spielte.
Musikalisch lief alles bestens für die Schweden; das Infield war sehr gut gefüllt und die Reaktionen der Fans überschwänglich.
Wind Rose aus der Toscana liegen musikalisch total auf meiner Wellenlinie, und vor allen Dingen ist die Präsentation der Italiener immer wert, live zu erleben. Wie gewohnt eine klasse Show mit jeder Menge Power Metal im Reich von Tolkiens Welt.
Behemoth bei Tageslicht zu sehen, ist irgendwie, als wenn Graf Dracula in der Mittagszeit durch die Straßen marschiert. Von Fotografen Seite allerdings ist das schon eine andere Hausnummer, denn jeder meiner Kollegen hat bei „normalen“ Behemoth Konzerten mit wenig Licht und extrem viel Nebel zu kämpfen.
Das war gegen 19:30 Uhr auf der Harder Stage nun anders.
Was die Show der Polen an sich anging, gab’s nichts zu meckern. Nergal und Konsorten spielten ihren Set bravourös, als wenn er um Mitternacht in einer Gruft stattgefunden hätte.
Zwischen Behemoth und In Extremo 1 1/4 Stunden Leerlauf? Da hatte Kollege Thorsten Seiffert aber einiges dagegen. „Los, komm mit zur Louder Stage, da spielen gleich Venom. Das bekommst Du noch dazwischengeschoben.“
Recht hatte er. Und obwohl ich irgendwie gar keinen Bock auf Venom hatte, überraschten mich die Briten mit einer klasse Show und einer perfekten Setlist. Gleich zu Anfang „Black Metal„. Was sollte da noch schiefgehen?
Meiner Meinung nach hat keine Mittelalterband es so gut verstanden, historische Klänge mit harter Musik zu kombinieren, wie In Extremo. Viele Bands sind den Spuren der Band inzwischen gefolgt; für mich persönlich hat nicht eine andere Combo das Niveau von Michael Robert Rhein aka Das letzte Einhorn und seine Kumpanen erreicht.
Das letzte Mal, als ich Tribulation gesehen habe, war Gitarrist Jonathan Hulten noch mit an Bord, und war eigentlich der „Mittelpunkt“ der Band. Ich war gespannt, wie die Schweden. Veränderung im Line Up verkraftet haben. Neu-Gitarrist Joseph Tholl musste also in große Fußstapfen treten, füllt diese aber weitestgehend perfekt aus.
Live muss man sich bezüglich Licht bei Tribulation auf „grün“ einstellen, was dann die Abwechslung der Pics etwas einschränkt.
Phil Campbell And The Bastard Sons hatte ich bereits seit einigen Jahren auf meiner Bucket List. Aber entweder war ich verhindert, oder Herr Campbell hatte die Konzerte/Tourneen abgesagt. Deshalb für mich DIE Gelegenheit, Tag 3 in Wacken mit dem Motörhead Gitarristen ausklingen zu lassen. Was den Gig angeht… Nun ja: ohne Lemmy ist halt ohne Lemmy… Aber wem gebührt ein Motörhead Set mehr, als Phil Campbell.