
Diejenigen unter euch, die ihre Cosplay-Gruppe aus alten Zivilisationen in eine Power-Metal-Band verwandeln wollen, müssen leider eure Illusionen zerstören – Warkings war euch zuvorgekommen. Einschließlich Armageddon hat diese produktive deutsche Band seit ihrer Gründung im Jahr 2018 fünf Alben veröffentlicht.1 Vielleicht weil ihnen klar wurde, dass eine neue LP pro Jahr nicht nachhaltig ist, warteten Warkings drei Jahre, bis sie Armageddon aufnahmen. In dieser Zeitspanne hat sich das Quartett in ein Quintett verwandelt und Morgana le Fay, die zuvor als Gastkollaborateurin fungierte, fest ins Team aufgenommen. Zugegeben, es ist nicht leicht, eine Gruppe ernst zu nehmen, wenn sie sich so kleidet und posiert wie die Mitglieder auf dem Bandfoto unten. Zum Glück nimmt sowieso niemand Power Metal allzu ernst. Trve-Fans interessieren sich nur für die folgenden Fragen: Macht das Album Spaß? Ist es eingängig? Bringt es euch dazu, bei den albernen Refrains mitzusingen und zu tanzen? Lassen Sie uns herausfinden, ob Warkings diese Kriterien erfüllt.
Warkings folgt der Power-Metal-Schule von Sabaton und Powerwolf, spielt mit einem hohen Maß an Bombast und folgt Sabatons Beispiel in seinen Texten über historische Ereignisse. Diese reichen von einem Song („Armageddon“) über einen Wikingerüberfall auf eine Kirche im Jahr 793 über ein Lied („Dschingis Khan“) über den berühmten mongolischen Herrscher bis hin zu einem Lied („Hangman’s Night“) über die Verhaftung und Hinrichtung der Tempelritter durch den französischen König Philipp IV. im Jahr 1307. Wer Warkings’ frühere Arbeit nicht kennt, könnte meinen, die Hinzunahme einer Sängerin versetze ihn in die Dynamik von „Die Schöne und das Biest“ von Epica oder Nightwish. Doch andersherum ist es die Sängerin Morgana le Fay, die einen kantigeren, aggressiveren Ansatz verfolgt als der Sänger The Tribune. The Tribune hat einen klareren, weicheren Sound als seine Brüder von Sabaton und Powerwolf, während Morgana le Fay eher wie Lzzy Hale von Halestorm klingt. Der Unterschied in der Wirkung dieser beiden könnte nicht größer sein. Während „The Tribune“ ein optimistischeres Gefühl vermittelt, ähnlich wie „Fellowship“, fügt „Morgana le Fay“ Biss hinzu, was am deutlichsten auf dem unerbittlich schweren „Circle of Witches“ zu spüren ist.
Erwartet von Armageddon keine herzhafte Mahlzeit; es ist eher Junkfood für die Ohren. So wie Junkfood mit Zusätzen wie Zucker und Salz süchtig macht, fesselt Armageddon mit wirkungsvollen, eingängigen Refrains und energiegeladenen Drumbeats. Die Eröffnungstracks „Armageddon“ und „Genghis Khan“ sind besonders leckere Häppchen. Gäbe es jemals ein Heavy-Metal-Mitsing-Album, wären diese beiden Songs ganz oben auf der Playlist. Es gibt viele weitere Beispiele für gute Ohrwürmer, aber Armageddon läuft am besten in Kollaborationen mit anderen deutschen Power-Metal-Bands. Dazu gehören „Hangman’s Night“ mit der Horror-Band Dominum und „Stahl auf Stahl“ mit der Folk-Band Subway to Sally. Bei diesen Songs kombinieren die Bands ihre Stärken, so dass „Hangman’s Night“ mit atmosphärischem Gesang aufwartet und „Stahl auf Stahl“ neben den Gitarren einige geschmackvolle Geigenmelodien bietet. So wie zu viel Junkfood krank macht, beschränkt Warkings die Stücke klugerweise auf vier Minuten oder weniger, und die Platte mit vierzehn Titeln ist auf rasante 40 Minuten angelegt.
Mit einigen Modifikationen könnte Warkings zu einem sättigenderen und nahrhafteren Snack werden. Zum einen sind die Gitarrenriffs zwar ausreichend, um die Energie zu steigern, wirken aber oft generisch und einfallslos. Manchmal sind die Riffs im Intro und Refrain großartig, verschwinden aber im Rest des Songs („Genghis Khan“), oder sie sind durchgehend einfach nur langweilig („Kingdom Come“). Auch die Soli leiden unter mangelnder Fantasie und sind so kurz, dass man sich fragt, warum Warkings sich überhaupt die Mühe gemacht hat. Das andere Problem ist, dass Armageddon in der Mitte durchhängt. Hier beweisen ein paar vierminütige Stücke, „Kingdom Come“ und „Kings of Ragnarok“, die Weisheit des Wham-Bam-Ansatzes. Wenn man sich auf einfache Formeln verlässt, ohne die Soli mit Shredding auf Ascension-Niveau zu versehen, ist alles, was länger als drei Minuten dauert, verdorben. Armageddon ist mein erstes Experiment mit Warkings, und zugegebenermaßen war ich bei den ersten paar Hörvorgängen nicht beeindruckt. Mit jedem weiteren Hören gruben sich die Hooks jedoch tiefer in mein Gehirn. Wer Warkings besser kennt, wird sich freuen zu hören, dass ihnen die längere Entwicklungszeit zwischen den Alben offenbar gutgetan hat. Sie sind aus dieser Pause nicht nur mit einem neuen Mitglied zurück, das ihren Sound bereichert, sondern auch mit schärferem Songwriting und kraftvolleren Refrains. Also macht euch bereit, eure alte Rüstung abzustauben und eure Nachbarn mit Hymnen über jahrhundertealte historische Ereignisse zu unterhalten.
Wir geben 8 von 10 Punkten
Die Tracklist liest sich wie folgt:
1. To Lindisfarne…
2. Armageddon
3. Genghis Khan (feat. Orden Ogan)
4. Kingdom Come
5. Morgana’s Incantation
6. Circle Of Witches
7. Kings Of Ragnarök
8. Call To Arms
9. Troops Of Immortality
10. Nightfall
11. Hangman’s Night (feat. Dominum)
12. Varangoi
13. Here Comes The Rain
14. Stahl Auf Stahl (feat. Subway To Sally)