
Mystic Circle klingen anno 2025 anders. Das steht nach wenigen Umdrehungen von „Hexenbrand 1486“ außer Frage. Zwar sind Graf Beelzebub und A. Blackwar thematisch ihrem ureigenen Okkult-Kosmos treu geblieben, doch musikalisch hat sich einiges getan. Der neue Output ist vielschichtiger, weniger kitschig und deutlich reduzierter im Keyboard-Einsatz. Daran haben sicher auch die neuen Mitstreiter ihren Anteil. Doch was bedeutet das unterm Strich für die Musik?
Nun, sie wirft Fragen auf. Wo früher hymnische Melodien und überbordende Theatralik dominierten, fehlt es dem neuen Material mitunter an packenden Hooklines und dieser majestätischen Größe, die einst das Markenzeichen der Band war. „Hexenbrand 1486“ ist wohl das aggressivste, aber auch experimentellste Werk der bisherigen Bandhistorie. Die Gitarren zeigen sich verspielt, die Screams variabler und die Arrangements teils beinahe progressiv, das alles wirkt ambitioniert und beeindruckend, erkauft sich aber seinen Preis: Eingängigkeit.
Statt triumphalem Bombast herrscht nun ein gewisser Widerstand im Songwriting. Einige Stücke sind sperrig, kommen selten direkt auf den Punkt, und auch wenn die handwerkliche Weiterentwicklung deutlich hörbar ist, fehlt manchmal der Funke. Die morbide, stellenweise horrorartige Atmosphäre bleibt an der Oberfläche, die Refrains zünden nicht so, wie man es sich wünschen würde.
Enttäuschend ist „Hexenbrand 1486“ dennoch nicht. Mystic Circle zeigen Mut zur Veränderung und eröffnen neue Perspektiven, die langfristig durchaus Früchte tragen könnten. Es ist ein Album des Übergangs, weniger für den schnellen Rausch, mehr für die geduldigen Hörer, die bereit sind, sich in den neuen Sound einzuarbeiten. Mystic Circle bekommen mit ihrer Platte 8 von 10 Punkten.
Tracklist:
01 Luciferian
02 The Scarlet Queen Of Harlots
03 Boogeyman
04 In The Sign Of The Goat
05 Ghost Of Whitechapel
06 Institoris (Heinrich Kramer)
07 The Bible Of Witch Chase
08 Bluschande Unzucht Sodomie
09 Dance On The Wings Of Black Magic
10 Zeugnis Der Verachtung (Outro)