Mona Mur – Snake Island

Mit bewusster Exzentrik können Künstler sicherlich sehr gut Aufmerksamkeit erzeugen. Kommt dazu noch Musik, die sich in einem gewissen Rahmen voller Eigenheiten bewegt, dann steht ehrlichem Interesse von Dritten eigentlich erstmal nichts im Weg. Exzentrisch ist MONA MUR sicherlich, zumindest unterstreicht das Cover von „Snake Island“ einen solchen Ersteindruck.
Aber auch die Musik, die sich irgendwo zwischen kaltem Industrial und Punk-Attitüde verorten lässt, ist nicht wirklich gewöhnlich, geschweige denn gefällig. Das wird in diesem Fall aber auch nicht das Ziel der Künstlerin gewesen sein. Vielmehr dürfte ein ebensolches in der Diskussion bestehen und Potenzial dafür findet sich reichlich auf „Snake Island“.
Das beginnt mit der Frage: Ist MONA MUR Punk?
Oder ist das kalkulierter Industrial-Sound mit schräger Optik für die Verkaufszahlen?
Nun, letzteres kann klar mit „Nein!“ beantwortet werden. Denn die Ernsthaftigkeit ihrer Kunst ist MONA MUR durchaus anzuhören. Dieser Ernsthaftigkeit entspringt aber auch der unbedingte Wille zu Experimenten, die nicht zwingend jedem schmecken werden. Das dürfte aber auch kaum das Ziel der Musikerin sein.

Vielmehr ist „Snake Island“ ein düsteres Gebräu zwischen maximaler Freiheit, die durch das kompromisslose Ausleben der eigenen Vision erreicht werden will und einer dystopischen Gedankenspielerei.
Wie würde ein einsames Leben auf einer Insel voller Schlangen aussehen?
Was wäre, wenn sich diese Schlangen gegenseitig fressen?
Und wie wäre es sowohl eine dieser Schlangen zu sein, als auch ein Beobachter, der doch nichts tun kann, außer dieser kannibalischen Orgie zuzusehen, in der Hoffnung, nicht selbst von ihr verschluckt zu werden?
Diese Fragen führen zu exzentrischen Klängen zwischen Verzweiflung, totalem Exzess, Romantik und purer Lust – heruntergebrochen auf den ursprünglichsten Instinkt: Überleben! Überleben ist Sex, was dann doch wieder im krassen Gegensatz zu der Idee der sich fressenden Schlangen steht.

Gedankenspiele dieser Art finden sich einige auf „Snake Island“ und sie werden stets in gleichsam exzentrische wie auch interessante Musik verpackt. Das klingt mal aufgekratzt und verstörend düster („Schieldwall“), dann eher romantisch verklärt („Venus and Mars“) oder stoisch stampfend wie in „Manipulator“. Und doch eint „Snake Island“ ein zusammenhängender Geist. Das Gefühl sich in einer Dystopie stets im Kreis zu drehen und irgendwann verrückt zu werden. Vielleicht passt der ätherisch-ruhige Abschluss „Your Eyes“ gerade deshalb so gut ins Bild.

FAZIT: Das Leben auf einer Schlangeninsel ist wohl kein wirkliches Zuckerschlecken. Und auch wenn MONA MUR sich ein ebensolches nur vorstellt, umweht „Snake Island“ doch ein dystopischer Vibe, der mal schräg, mal intim und dann wieder sehr offensiv klingt. Sicherlich ist das nicht ganz einfach zu erfassen, aber das wird wohl kaum die Absicht hinter diesem Albums gewesen sein. Vielmehr haben die Songs das Potenzial lange nachzuwirken und nachzuhallen, ehe sie ihre Reaktionen beim Hörer auslösen und das spricht für eine spannende Qualität.

Tracklist:

  • Dream Rider
  • Manipulator
  • Shades
  • Ace Of Spades
  • Schieldwall
  • Warriors
  • Venus and Mars
  • Tiny Hous
  • Rake
  • Your Eyes

Besetzung:

7 von 10 Punkten