W:O:A – Wacken Open Air, Tag 1, Mittwoch 03.08.2022

Nach zwei Jahren Corona Pause ENDLICH wieder Wacken!!!
Es war wieder eine große Freude, all die „brothers of another mother and sisters of another misters“ wiederzusehen.
Unbeschwerte Freude, Ausgelassenheit und jede Menge Musik.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass wir uns immer noch in der Pandemie Phase befinden, was die Organisation eines solchen Festivals noch einmal stark erschwert. Dass dann (fast) alles reibungslos funktioniert hat, entlockt mit erneut jede Menge Respekt und Hochachtung.
Das erste Mal – und dies wird nun wohl auch in Zukunft so sein – bereits Mittwoch mit einem klasse Programm.

Hier nun in Zusammenfassung die Bands, die ich am Mittwoch gesehen habe.

Wacken Firefighters: Kultband

Wer sonst als die Wacken Firefighters sollten schon das Festival eröffnen. Die Stimmung war super und die Kommunikation zwischen Fans und Dirigent Stefan Bumann lief bestens und machte jede Menge Spaß.
Ohne Frage gehört diese Truppe zu Wacken wie der Schädel und die Metal Bands aus aller Welt.
Für mich der erste Gänsehautmoment, danke den Firefighters.

Auf der Headbanger Stage ging es danach für mich mit Impartial von den Färöer-Inseln weiter. Speziell der Sänger zog wegen seines irre anmutenden Stage Actings die Blicke der Meute auf sich.
Ihre Musik beschreiben die Jungs als eine „Mischung aus zermalmenden, hooklastigen Gitarren und rasenden Rhythmen, die ihre eigene persönliche Kraft sowie einen Sinn für schöne Trauer auszudrücken“.

Wikinger Angriff war angesagt, als die Letten von Varang Nord die Louder Stage betraten. Der Mix aus Folk und Viking Metal kam zu früher Nachmittags Stunde gut an, und brachte den Fans neben guter Mucke, bedingt durch einige Features auch etwas fürs Auge. Eine coole Combo rund um Akkordeon Spielerin Alyona.

 Von ’s-Hertogenbosch auf die Wacken Bühne: die holländische Truppe Nephylim schossen ihren melodischen Death Metal auf der Headbanger Stage unter die Leute. Ich hatte verpeilter weise eine andere Truppe im Kopf, als ich mich zur Stage aufmachte, war dann aber angenehm überrascht, was die Jungs boten. Ein cooler Auftritt mit jeder Menge Bewegung und Action auf der Bühne. So muss das sein!!

Aus den USA, genauer gesagt San Diego, California, waren Mythraeum angereist. Welche Musik die Band spielt, war sofort klar: weiß/schwarz angemalte Gesichter verwiesen auf einen derben Death Metal. Musikalisch für mich nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Optisch – zum fotografieren – eine tolle Geschichte.

Ich gestehe: ich fahre voll auf Bands wie Brothers Of Metal ab und genieße deren Konzerte ohne schlechtes Gewissen. Die Schweden überrollen mit ihrem Power Metal alles, was sich in den Weg stellt. Und nicht nur musikalisch waren Ylva Eriksson und ihre Rabauken eine wahre Freude. Die optische Barbarei war (nicht nur) für uns Fotografen die Kirsche auf dem Sahne Häubchen!

Vulture aus Dortmund habe ich schon 2019 auf dem Ironhammer Festival gesehen und wusste, dass die Jungs abgehen, wie Schmitz‘ Katze. Vulture sind eine der wenigen Bands, die den traditionellen deutschen Speed/Thrash Metal der Achtziger aufs Beste am Leben halten und rockten auch in Wacken auf der Wasteland Stage ab, als wenn es um ihr Leben ging. Klasse Auftritt!!

Dass es dieser Tage in Europa kein Vergnügen ist, zu reisen, mussten die Schotten von Gloryhammer schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Los sollte es von Birmingham per Flieger gehen. Der Flug wurde allerdings kurzfristig gecancelt. Dann startete die Odyssee per Flieger, Bahn und auf der Straße. Unmöglich für die Band, pünktlich zu ihrem Auftritt auf der Louder Stage zu stehen. Selbst die örtliche Polizeieskorte konnte die Misere nicht verbessern. Erst mit einer Stunde Verspätung standen Gloryhammer auf der Bühnen. Den Veranstalter brachte das in extreme Schwulitäten; schließlich musste nicht nur der Zeitplan auf der Louder, sondern auch in Kombination mit den anderen Stages gehalten werden. Schon während des Wartens auf Gloryhammer mokierten einige Kollegen, dass sie nun andere Bands verpasst hätten.
Die Entscheidung der Organisatoren fiel für Gloryhammer und deren zahlreich erschienen Fans Scheiße aus: Abbruch nach dem vierten Song! Ich persönlich kann den Unmut von Band und Fans verstehen; auf der anderen Seite ist ein Hänger im Zeitplan für ein Festival wie Wacken tödlich. Und komischerweise waren es gerade die Kollegen, die vorher gemeckert hatten, dass sie Bands wegen der Verspätung verpasst hätten, diejenigen, die lauthals riefen, dass ein Abbruch ein Unding sei. Verkehrte Welt.
Für Gloryhammer war das bisschen Konzert, was sie spielen konnten, wie üblich ein Triumphmarsch. Ich glaube, es gibt gar kein schlechtes Konzert der Schotten; nicht mit ihren loyalen Fans.
„Neusänger“ Sozos Michael (Angus McFife V) hat sich super ins Bandgefüge eingepasst und machte einen super Job, bravo!

Beim Ruhrpott Metal Meeting 2019 hatte ich mich gewundert, dass die Female Tribute Band The Iron Maidens im Billing war. Der grandiose Auftritt bestätigte allerdings diese Entscheidung ohne Wenn und Aber, denn die Mädels sind absolute Spitzenklasse.
So war denn auch der Auftritt in Wacken eher eine Frage der Zeit. Sängerin Kirsten Rosenberg machte aber klar, dass es für die fünf Maidens absolut keine Selbstverständlichkeit war, die W:E:T Stage zu rocken. Ein Haken mehr auf Kirsten’s Bucket List.
Der Auftritt der Maidens in Wacken war somit erwartungsgemäß war mal wieder große klasse und ich denke, dass sie jede Menge neuer Fans dazugewinnen konnten; zu Recht!

Loudness waren in den Achtziger das Aushängeschild des japanischen Metal Imports. Keine Nippon Band hat den Kultstatus von Loudness jemals erreicht. Allerdings fungierte die Formation um Gitarrist Akira Tabasaki als Türöffner für mehr als ein Dutzend weitere japanische Bands in Europa.
Akira ist seit 1981 dabei, und auch Ur-Sänger Minoru Niihara und Bassist Masayoshi Yamashita sind nach ein paar Jahren Loudness Abstinenz wieder mit an Bord. Jungspund Masayuki „Ampan“ Suzuki macht den Vierer am Schlagzeug komplett.
Da ich bis dato nie die Gelegenheit hatte, Loudness live zu erleben, war die Band für mich schon im Vorfeld ein Highlight; und die Show hat wahrlich nicht enttäuscht. In diesem Fall auf meiner Bucket Liste ein weiterer Punkt abgehakt.

Nothgard aus Bayern waren meine Tagesüberraschung! Der Mix aus cleanem Gesang und Growls, machte die Musik für mich sehr stimmig. Dazu eine geile Live Performance…..
Bisher kannte ich die Band nicht; muss mir aber jetzt schleunigst mal die Alben besorgen. Sehr sehr geil!

Michael Monroe ist ein Phänomen: schlappe 60 Jahre alt, macht aber den meisten jüngeren Kollegen sehr eindrucksvoll vor, wie perfektes Stageacting sein sollte! Ich hatte MM schon vor einigen Wochen im Vorprogramm von Alice Cooper gesehen, und wie auch meine Fotografen Kollegen eine Menge Schwierigkeiten, dem Finnen mit der Kamera zu folgen.
Geplant hatte ich im Vorfeld nicht, mir in Wacken noch einmal seinen Gig anzuschauen, bin aber glücklich, dem Drängen meiner Kollegen nachgegeben zu haben.
Neben ihm eine saustarke Band, die das Gesamtbild noch einmal abgerundet hat.
Egal, ob man auf Michael Monroes Musik steht oder nicht (ich tue das übrigens), live ist er noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Definitiv war dieser Auftritt einer meine Wacken Highlights.

Onslaught, die Thrash Urgesteine aus Bristol/England enterten zur Abendstunde die Wasteland Stage, um der Meute vor der Bühne zu zeigen, dass mit ihnen immer noch zu rechnen ist.
Da sich der Achtziger Jahre Thrash inzwischen eher zu einer Nischen-Richtung innerhalb der Metal-Stilrichtungen entwickelt hat, war es um so erfreulicher zu sehen, dass er immer noch zahlreiche Anhänger hat, die Onslaught gehörig abfeierten.
Zudem zelebrieren die Briten dieses Jahr ihr 40jähriges Bestehen, was den Gig auf der Wasteland Stage obendrein zu etwas Besonderem machte.

 

Am Ende eines langen Tages, bildeten Avantasia auf der Louder Stage einen würdigen Abschluss. Gewohnt souverän präsentierte Tobi Sammet sein „Nebenprojekt“ wie immer mit jede Menge Gastsänger.
Für uns Fotografen ist die „drei Song Regel“ im Fotograben besonders bei Projekten wie Avantasia als auch für die Sänger, die ab dem vietren Song erscheinen, eine recht dämliche und mitunter auch frustrierende Angelegenheit. Gerne hätten wir mehr Zeit im Graben verbracht, um auch die anderen Shouter einzufangen; leider steht dies nie zur Debatte.
Hier sollte Tobi eventuell eine Regelung finden, die Mitwirkende als auch Fotografen gleichermaßen zufriedenzustellen.

Für das erste Mal mit einem Mittwoch voller Programm, präsentierte sich Wacken wieder einmal zurecht als DAS Festival Ereignis.