Judas Priest – Invincible Shield

Judas Priest sind seit Jahrzehnten eine Klasse für sich. Man könnte leicht ins Schwärmen geraten, wenn man bedenkt, wie verrückt es ist, dass die Brummie-Legenden in ihrem sechsten Jahrzehnt als Band auf dem Höhepunkt ihres Könnens sind, oder wie wild dieser Frontmann Rob Halford immer noch der mit Gold gespickte Maßstab für Metal-Frontmänner ist.

72 Jahre alt, oder wie umwerfend, dass sie ihrem Geschäft immer noch mit der unersättlichen Energie von Künstlern nachgehen, die noch etwas zu beweisen haben. Außer es ist nicht überraschend. Seit „Angel Of Retribution“ aus dem Jahr 2006 sind Priest im (Metal-)Gott-Modus unterwegs, verstehen ihre Mission und setzen sie auf einer anderen Ebene um. Beim 19. Album „Invincible Shield“ erwarten die Fans Brillanz. Und genau das bekommen sie. Trotzdem ist es spannend. Die Lead-Single und der Eröffnungstrack „Panic Attack“ kündigt kurz eine Rückkehr zum Synthesizer-befleckten Retro-Futurismus des lustvollen „Turbo“ von 1986 an, aber es dauert nicht lange, bis sie zu einem kreischenden, scheunenbrennenden, totalen Angriff übergehen, der eher an „Screaming For Vengeance“ von 1982 erinnert oder „Defenders Of The Faith“ aus dem Jahr 1984.

„The Serpent And The King“ und der stürmische Titelsong behalten den höllischen Schwung bei. „Devil In Disguise“ und „Gates Of Hell“ haben starke stampfen Melodien und Musik. Das 100-Meilen-Highlight „As God Is My Witness“ lässt die thrashige Geschwindigkeit wieder aufleben, die diesem Genre überhaupt erst zum Aufschwung verholfen hat. „Giants In The Sky“ – eine bluesige Hommage an die verstorbenen Ikonen Ronnie James Dio und Lemmy – ist der Beweis, dass sie genauso tief Grooven können wie die alten Mistkerle von Black Sabbath.

Es macht Freude, Invincible Shield auch im Kontext der breiteren Diskographie von Priest zu sehen. Was würden zum Beispiel die jungen Abtrünnigen, die mit „Rocka Rolla“ von 1974 angefangen haben, denken, wenn sie die schwarz gekleideten, fetzenlastigen Siebzigjährigen sehen könnten, die sie 50 Jahre später sein würden? Wie ermutigend ist es für Zuhörer, die angesichts von Jugulator aus dem Jahr 1997 oder Demolition aus dem Jahr 2001 den Glauben verlieren, etwas über das Wiederaufleben zu erfahren, das bis tief ins 21. Jahrhundert reichen würde?

Letztlich handelt es sich jedoch um eine Platte von unbestreitbarer Qualität, die Neulinge ebenso in ihren Bann ziehen wird wie erfahrene Veteranen. Es ist da in den aufeinanderprallenden sechs Saiten von Glenn Tipton und Richie Faulkner in „Fight Of Your Life“, in Ian Hill und Scott Travis‘ grollendem Bass in „Vicious Circle“, in Robs fröhlich melodramatischem Refrain – „Vengeance is mine!“ – im großartigen Schlussstück Die Untermieter. In Wahrheit war es schon immer da. Möge es noch lange so bleiben.

Judas Priest ist es gelungen ein weiteren Meilenstein ab zu liefern. Von uns gibt es daher 9,5 von 10 Punkte

Tracklist:

  1. Panic Attack
  2. The Serpent And The King
  3. Invincible Shield
  4. Devil In Disguise
  5. Gates Of Hell
  6. Crown Of Horns
  7. As God Is My Witness
  8. Trial By Fire
  9. Escape From Reality
  10. Sons Of Thunder
  11. Giant In The Sky